7. Kann religiöse Bildung auch öffentlich gefördert werden?

Prinzipiell können religiöse, theologische und ethische Bildungsangebote als förderfähig anerkannt werden, wenn sie sich an den Rahmen der Gesetzesvorlagen halten.

Das heißt sie müssen:

  • öffentlich zugänglich sein (eine KV-Klausur ist z.B. keine öffentliche Bildungsveranstaltung)
  • öffentlich ausgeschrieben sein
  • ergebnisoffen sein

Sie dürfen nicht:

  • allein der Stärkung der Mitarbeitenden im Glauben dienen
  • auf ein öffentliches Bekenntnis hinauslaufen (z.B. Taufkurse)
  • kontrovers diskutierte Fragestellungen eindimensional behandeln

Aktuell stellt sich die Frage bei den angebotenen Kursen im Rahmen der EKD Initiative „Erwachsen Glauben“. Keineswegs alle Kurse erfüllen von ihrer Intention und Ausrichtung die Kriterien der Evangelischen Erwachsenenbildung. Religiöse Bildung, die im Rahmen der Erwachsenenbildung angeboten wird, muss darauf zielen, die Lebensgestaltungskompetenzen der Menschen auf dem Feld der Religion zu erweitern. Es gilt die Menschen darin zu unterstützen, die persönlichen und gesellschaftsbezogenen Zusammenhänge zu reflektieren, sie zu beurteilen, darin zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Bildungs- bzw. Lernprozesse sind dabei subjektorientiert und ergebnisoffen zu gestalten. Das bedeutet, dass den Teilnehmenden eine eigene Positionierung zwischen Aneignung, Ausdifferenzierung und Ablehnung der jüdisch-christlichen Religion zugestanden wird. Als Anbieter sollte man prüfen, welche Standards eingehalten und welches Ziel das Angebot verfolgt.

Erwachsenenbildungseinrichtungen würden beispielsweise keinen Glaubenskurs anbieten, bei denen das letzte Treffen eine religiöse Feier mit der Möglichkeit eines persönlichen Bekenntnisses (z.B. Taufe) vorsieht. Solche Angebote sind für Kirchengemeinden wichtig, gehören aber unseres Erachtens unbedingt gesondert gekennzeichnet und nicht in den Rahmen eines Kurses, der ein öffentliches Bildungsangebot sein will.

Wer sich hier genauer kundig machen will, dem seien die vom Vorstand der DEAE im letzten Jahr entwickelten Standards für Religiöse Bildung empfohlen.

Literaturtipp:
Im Zusammenhang mit „Erwachsen Glauben“ wird die Frage nach der Beziehung von Mission und Bildung neu diskutiert. Das Handbuch zur Initiative gibt hier interessante Anregungen. Literaturtipp: „Standards für eine Bildung, die den Menschen dient und der Kirche gut zu Gesicht steht“ von Antje Rösener, in: „Darf Bildung missionarisch sein?“, Hg. Von Johannes Zimmermann, 2010.

(Heike Wilsdorf)