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Familienzentren als Antwort auf aktuelle Herausforderungen

„Familien ändern sich“,

lautete die Botschaft von Dr. Remi Stork, Referent für Familienpolitik und Grundsatzfragen beim Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe. Familien seien zunehmend auf öffentliche Unterstützungssysteme angewiesen, wenn sie den komplexen gesellschaftlichen Anforderungen genügen wollten.

Dies fordere die Institutionen zu mehr Zusammenarbeit und zur Vernetzung ihrer Angebote heraus. Als neue Perspektive nannte Stork die Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Fachkräften. Es gehe um eine gemeinsame Verantwortung mit unterschiedlichen Aufträgen für das Wohl des Kindes.

Lebenslagenorientierte Unterstützungsangebote für Familien

„Die Institutionen stehen vor der Herausforderung ihr Angebot den veränderten Lebensbedingungen anzupassen“, sagte Angelika Diller, vom Deutschen Jugendinstitut München (DJI). Familienzentren könnten lebenslagenorientierte Unterstützungsangebote für Familien bieten – ein integriertes Angebot unter einem Dach oder zumindest aus einer Hand. Das konzeptionelle Merkmal von Familienzentren ist die Kooperation. Eine wichtige Voraussetzung sei deshalb der Aufbau kooperativer Strukturen für die regionale Netzwerkarbeit. In ihrem Vortrag stellte Diller den Stand der Entwicklung in Deutschland dar. In einigen Bundesländern würde die Weiterentwicklung von Kindertagesstätten zu Familienzentren finanziell gefördert. „In Hessen warten wir noch darauf“, merkte Sabine Herrenbrück an, Leiterin des Fachbereichs Kindertagesstätten im Zentrum Bildung.  

In der Diskussion im Anschluss an die Vorträge wurde darauf hingewiesen, dass es wichtig sei, vorher den Bedarf zu ermitteln um daraus sinnvolle Strukturen und Angebote zu entwickeln. „Keine Luftnummern planen sondern zuerst fragen was brauchen die Familien vor Ort und in den unterschiedlichen Milieus“, meinte ein Teilnehmer.

Rahmenkonzept Familienzentren der EKHN

Paula Lichtenberger, Referentin für Familienbildung im Zentrum Bildung, erläuterte das Rahmenkonzept Familienzentren der Evangelischen Kirche (EKHN) mit seinem spezifischen Profil. „Familienzentren bieten für die Evangelische Kirche die Chance zur stärkeren Präsenz und Profilierung in der Region“, sagte sie. Eine gute und starke Verbindung sehe sie zwischen Kindertageseinrichtung, Familienbildungsstätte und Kirchengemeinde. Bildung, Beratung, Betreuung und Begegnung an einem Ort sei die Idee der Familienzentren. Ein wohnortnahes Angebot, das Kinder fördert, Eltern unterstützt und das Miteinander der Generationen gestaltet. „Eine offene Anlaufstelle im Sozialraum.“

Um Kooperation und Netzwerkarbeit...

... ging es im Workshop von Angelika Diller. „Familien erfahren Dienstleistungen zerstückelt“, sagte sie. „Es gibt überall operative Inseln, auf der jeder für sich sein Ding macht.“ Vernetzte Strukturen und integrierte Angebotspaletten würden gebraucht, aber so leicht sei das mit der Vernetzung nicht umzusetzen. Man solle keineswegs blauäugig rangehen. Kooperationen würden oft scheitern aufgrund von institutionsspezifischen Hürden. Eine förderliche Ausgangsbasis sei eine „sinnstiftende Leitorientierung“ und eine „Win-Win-Situation der Akteure“. Kooperation und Vernetzung dürfe nicht nur eine Trägerentscheidung sein, auch die Mitarbeitenden müssten ein Motiv haben zu kooperieren. Diese Motive gelte es aufzudecken, nach dem Motto: Was führt uns zusammen?

Netzwerke bedürften außerdem der Steuerung. Mit einer zusätzlichen Koordinierungsressource könne die Netzwerkarbeit effektiver gestaltet werden. Und:„tragfähige Kooperationen brauchen Zeit, die Dinge zu entwickeln und auszuhandeln“ sagte Diller.

Im Workshop

von Christine Schäfer-Zimmermann, von der Evangelischen Familienbildung Frankfurt wurden die jeweiligen Kompetenzen und spezifischen Leistungen von Kindertageseinrichtung und Familienbildungsstätte gegenübergestellt. Während die einen die Experten für die Förderung der Kinder sind, seien es die anderen in der Stärkung der Eltern. Kindertagesstätten hätten mit dem Partner Familienbildung die Möglichkeit, Themen in die Einrichtung zu holen, die sie alleine nicht besetzen könnten, beispielsweise in Form von Elternkursen und Infoabenden. Die Familienbildung gewinne umgekehrt mit der Kita einen verlässlichen Partner mit einem kontinuierlichen und professionellen Angebot für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren.

Insgesamt sechs Workshops wurden bei der Tagung angeboten. Auf dem Programm standen auch: Instrumente zu Bedarfsermittlung und Bildungsplanung sowie das Profil evangelischer Familienzentren nach dem Ansatz der Early exellence-Center. Außerdem die Frage: Was erwarten Eltern von einem Familienzentrum sowie der Aspekt des  Veränderungsmanagements.

Fachtag 2010

Beim Fachtag „Familienzentren – Netze knüpfen mit und für Familien“ handelte es sich um eine Auftaktveranstaltung. Am 4. Mai 2010 folgt eine weitere Veranstaltung zum Thema. Der Fachtag wurde geleitet von Paula G. Lichtenberger und Sabine Herrenbrück vom Zentrum Bildung der EKHN in Zusammenarbeit mit Ursel Heinze von der Pädagogischen Akademie Elisabethenstift. 

Text: Elke Heldmann-Kiesel

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Paula G. Lichtenberger